Source: Leister Technologies

Schweizer Schmelzen

Das Schmelzen von Dingen hat Tradition in der Schweiz: Alpenschnee wird zu Wasser, Schokolade zu Fondue, Käse zu Raclette. Die Schweizer Maschinenbau-AG Leister Technologies bleibt dem Prinzip treu – und bringt mit ihren Seamtek-Schweißmaschinen Industriegewebe zum Schmelzen.

Gerade zwischen den Jahren hat das Schmelzen nicht nur am Matterhorn Hochkonjunktur: Während an Weihnachten der Geschenkebesorgungsstress langsam abgeschmolzen wird, lassen zu Silvester viele Blei oder (umweltfreundlicher) Wachs zu bizarren Wahrsage-Formen für das neue Jahr zerfließen. Die Leister-Gruppe mit Sitz in Kägiswil im Schweizer Kanton Obwalden treibt das Schmelzen hingegen ganzjährig um. Als Hersteller von Kunststoffschweißgeräten, Komponenten für Prozesswärme und Lasersystemen mit weltweit 900 Mitarbeitern weiß das Unternehmen einiges über die richtigen Schmelzpunkte.

Überdachungsplanen, Hüpfburgen oder Belüftungsschläuche – die Seamtek W-900 AT schafft Verbindungen auch aus Kunststoff und Textil für die Ewigkeit / Quelle aller Bilder: Leister Technologies

Überdachungsplanen, Hüpfburgen oder Belüftungsschläuche – die Seamtek W-900 AT schafft Verbindungen auch aus Kunststoff und Textil für die Ewigkeit / Quelle: Leister Technologies

Diese Erfahrung floss auch in den jüngsten Schmelz-Streich mit dem nicht gerade zart dahinschmelzenden Produktnamen Seamtek W-900 AT. Die neuartige Schweißmaschine verdreht Kunststoffen wie Polyvinylchlorid, Polypropylen, Polurethan oder Polyethylen mit Temperaturen bis zu 680 Grad Celsius den kühlen Kopf. (Zum Vergleich: Dem Leichtmetall Aluminium stehen schon bei 660 Grad Celsius Schweißperlen auf der Stirn.) Vor allem Anwender von Industriegeweben dürften vor Freude erglühen. Etliche von ihnen setzen die Maschine bereits ein, etwa zum Verbinden von Planen, aus denen Frachtzelte, Hüpfburgen, Belüftungsschläuche für Bergwerksstollen und Stadionüberdachungen hergestellt werden.

Schweiß, Schere, Kleber
Entsprechend stolz zeigt man sich bei Leister, zumal die jahrelange Entwicklung der Schmelz-Innovation laut Unternehmensangaben „aufwendig und intensiv“ war. „Es handelt sich um eine revolutionäre Technologie für den Markt der technischen Textilien“, ist sich Patrick Schnider, Junior-Produktmanager bei Leister, sicher. Und so funktioniert sie: Zunächst wird eine etwa zwei Zentimeter lange Keilplatte in Sekundenschnelle mit Strom erhitzt und im Anschluss mit den zu verschweißenden Materialien kontaktiert. Dieser Berührung kann die Kunststoffbeschichtung des Gewebes nicht widerstehen – und schmilzt sofort dahin. Zwei Silikonrollen sorgen während des Schweißvorgangs dafür, dass die Materialien für immer zusammenbleiben.

Keil- statt Herdplatte: Mit der goldfarbenen Keilplatte werden Faserverbundmaterialien bei bis zu 680 Grad Celsius dauerhaft miteinander verschweißt / Quelle: Leister Technologies

Keil- statt Herdplatte: Mit der goldfarbenen Keilplatte werden Faserverbundmaterialien bei bis zu 680 Grad Celsius dauerhaft miteinander verschweißt / Quelle: Leister Technologies

Aber hat das Schweißen à la Seamtek Vorteile gegenüber anderen Fügeverfahren, etwa dem Kleben? „Beim Schweißen werden die Materialien stoffschlüssig miteinander verbunden“, erklärt Schnider. Beim Kleben hingegen komme eine zusätzliche Schicht Fremdmaterial – der Kleber – ins Spiel, um die dauerhafte Verbindung herzustellen. Für den Leister-Experten ist deshalb klar: Schweißen siegt über Kleben. Ein Vorteil gegenüber anderen Schweißverfahren sei laut Schnider, dass die Keilplatte nur während des Schweißprozesses erhitzt werde. Das schütze nicht nur Anwender und Material, sondern spare auch Strom.

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