Neonyt Barbara Meier Grüner Knopf

Nachhaltig klug

Ein bekanntes Sprichwort sagt: „Hinterher ist man immer klüger.“ Doch man kann auch vorher klug sein – oder nachhaltig. Letzteres gilt für einige Mode-Labels, die regelmäßig auf dem Nachhaltigkeits-Hub Neonyt anzutreffen sind. Sie waren schon vor der Einführung des „Grünen Knopfes“, dem staatlichen Metasiegel für fair und ökologisch produzierte Kleidung, klug genug, nachhaltig zu sein.

„Wir mussten nur unsere Dokumentation und Kommunikation anpassen, ansonsten haben unsere bestehenden Standards und unser unternehmerisches Handeln den Kriterien des ‚Grünen Knopfes‘ bereits entsprochen“, sagt Henning Siedentopp, Chef des 2014 gegründeten Nachhaltigkeits-Labels Melawear, dessen gesamtes Sortiment auf einen Schlag mit dem neuen Siegel ausgezeichnet wurde. Was wie ein Selbstläufer klingt, ist alles andere als selbstverständlich: Um mit dem Anfang September vorgestellten staatlichen Textilsiegel zertifiziert zu werden, müssen Unternehmen stolze 46 Sozial- und Umweltstandards einhalten. „Der Staat legt die Kriterien fest. Unabhängige Prüfer kontrollieren die Einhaltung“, sagt Bundesentwicklungsminister Gerd Müller.

Zu den Prüfstandards zählen neben 26 Produktkriterien wie dem Einsatz von Chemikalien, Abwassergrenzwerten und einem limitierten CO2-Ausstoß auch 20 Unternehmenskriterien. Sie orientieren sich an den Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte der Vereinten Nationen sowie Empfehlungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Dabei geht es um Fragen wie: Ist die Unternehmenspolitik auf Menschenrechte und Umweltschutz ausgerichtet? Werden die Lieferketten nach OECD-Empfehlungen analysiert? Berichten die Unternehmen transparent und öffentlich über die Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit?

Orientierung und Transparenz
Am Etikett, auf dem Produkt oder auf der Verpackung angebracht, soll der „Grüne Knopf“ Verbrauchern auf einen Blick signalisieren, ob das Kleidungsstück ihrer Wahl ökologisch nachhaltig ist und unter menschenwürdigen Umständen produziert wurde. „Er soll für Orientierung und Transparenz bei der Kaufentscheidung sorgen“, sagt Annette Hoffman, Geschäftsführerin des Eco-Fashion-Labels Alma & Lovis. Der Neonyt-Aussteller konnte vom Fleck weg über 60 Produkte mit dem neuen Siegel zertifizieren lassen, darunter Röcke, Hosen und Strickwaren. „Wir hoffen, dass mit dem ‚Grünen Knopf‘ die Nachfrage nach nachhaltig produzierten Textilien langfristig steigt“, so Hoffman.

Faire Löhne, bezahlte Überstunden: Der „Grüne Knopf“ will auch die Arbeitsbedingungen für Näherinnen verbessern / Quelle: Alma & Lovis

Faire Löhne, bezahlte Überstunden: Der „Grüne Knopf“ will auch die Arbeitsbedingungen für Näherinnen verbessern / Quelle: Alma & Lovis

Push the (green) button
Zwar geht Kritikern das Siegel noch nicht weit genug. So werden derzeit nur die Produktionsbereiche Zuschneiden und Nähen sowie Bleichen und Färben abgedeckt; der Baumwollanbau, die Faserproduktion und das Weben oder Spinnen hingegen noch nicht. Doch Melawear-Chef Siedentopp ist überzeugt, dass die grüne Richtung stimmt: „Das neue Siegel bietet uns nicht nur die Chance, mit nachhaltiger Mode aus der Nische in die Masse zu kommen, sondern er wird in den Produktionsländern des globalen Südens auch die Arbeitsbedingungen und Umweltstandards verbessern.“ 27 Unternehmen, darunter viele, die regelmäßig auf der Neonyt ausstellen, haben zum Start des neuen Siegels die Vorgaben erfüllt; über weitere 60 sind im Prüfprozess – für sie heißt es vielleicht auch bald: Push the (green) button.

Titelbild Quelle: Neonyt /Messe Frankfurt Exhibition GmbH

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