Steitz Care / Kirsten Rein

Individualisierung aus dem Stand

Je individueller ein Produkt, desto mehr identifiziert sich der Besitzer damit. Das ist nicht nur der Fall, wenn es beispielsweise um personalisierte Geschenke geht, sondern auch im Alltag, und da vor allem im Arbeitsalltag: Denn nur, wenn die Persönliche Schutzausrüstung (PSA) richtig passt, wird sie auch getragen. Das gilt insbesondere für Schuhe. In denen steht man oft acht Stunden oder länger, ohne sie wechseln zu können.

Adidas’ Speedfactory war in aller Munde. Hier werden Sportschuhe nicht nur schneller hergestellt, sondern auch in einmaligem Design. Theoretisch möglich ist die Losgröße eins. Am Computer im Laden können Schuhe persönlich vom Kunden entwickelt werden. Am Vormittag entworfen, dann bestellt und abends abgeholt – so die Vision des Sportartikelherstellers.

Für die Arbeitswelt gibt es jetzt einen ähnlichen Ansatz. Die Firma Steitz Care (dahinter steht der Arbeitsschuh-Spezialist Steitz Secura in Kirchheimbolanden) hat sich mit HP zusammengetan. Über die Technologieplattform FitStation wird die exakte Fußgeometrie und mit über 500 Messvorgängen pro Sekunden der Fuß in Bewegung erfasst. Das System nimmt einen detaillierten 3D-Scan der Füße vor, misst den Druck, den der Kunde während des Gangs über das Laufband abgibt und setzt das dann im Rahmen einer biomechanischen Analyse um. Dazu sammelt das Gerät auch spezifische Informationen zur Gangart des Kunden – kippe ich mit dem Fuß nach außen oder knicke ich eher nach innen, wie setze ich den Fuß auf? Alle diese so gewonnenen Daten werden kombiniert, sodass ein personalisiertes Profil entsteht.

Auf Basis der aus den Messdaten gewonnenen Ergebnisse kann anschließend ein passender Schuh ausgesucht werden. Im Prinzip könnte auf dieser Basis auch ein komplett neuer Schuh designt werden. Darüber hinaus können über den dazugehörigen 3D-Drucker innerhalb kürzester Zeit individuelle Einlagen gefertigt werden. Außerdem lässt sich je nach Gewicht des Trägers die Dämpfungszone im Fersenbereich individuell anpassen.

Steitz Care bietet das System künftig auch als Self-Service-Kiosk an. Damit können sich die Mitarbeiter ihre Füße sogar selbst vermessen. Die Auswertung sollte dann mit dem Betriebsarzt erfolgen. Über Steitz Care können sich auch Orthopädie-Fachbetriebe schulen und zertifizieren lassen. Theoretisch kann die Fitstation auch in einem Schuhgeschäft stehen, das die Daten dann an einen Hersteller weiterleitet.

Wie bei der Speedfactory von Adidas liegen die Vorteile auf der Hand: Material- und Produktionskosten sinken, die Rücksendequote wird sich deutlich verringern. Für den Träger wird der Weg zum neuen Schuh kürzer. Außerdem entsprechen die individuell gefertigten Modelle exakt den eigenen Bedürfnissen.

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