Gerber Technology im Interview
Massenproduktion in den Hochlohnländern ist Geschichte. Im Interview erklärt Yvonne Heinen-Foudeh, welche zunehmende Bedeutung CAD, Automatisierung und intelligente 3D-Systeme vor allem für Deutschland und Europa einnehmen.
1) Wie ist Ihre Einschätzung des Marktes für CAD/CAM-Automatisierungssysteme in der nähenden Industrie in Deutschland bzw. Europa?
Massenproduktion in den Hochlohnländern ist Geschichte. Produktentwicklung und damit auch CAD (computer-aided-design) bleibt allein schon zur Sicherung der angestrebten Reaktionsgeschwindigkeit) in Europa. Für die Fertigung, damit auch den Zuschnitt ist der erweiterten EU-Zone wohl nach wie vor eine bedeutende Rolle zuzumessen. Wir von Gerber Technology wollen dabei die Interaktion zwischen Mensch & Maschine verbessern. Eine Software muss heute messen, optimieren und ein Reporting erstellen können. Dieses Reporting gibt Aufschluss bspw. über die Zuschnittgeschwindigkeit, bei welchem Material welches Ergebnis zu erwarten ist und wann die Teile in der Näherei eintreffen. Die Kommunikation erfolgt mittels intelligenter Schnittstellen via Touch screen. Mit diesen integrierten Management-Tools wird die Transparenz deutlich erhöht und – alle Parameter sind steuerbar. Die Anlernzeiten der Bedienperson reduzieren sich so überdies drastisch. – Im Segment CAD gilt es für die Unternehmen der Modebranche wie auch anderer nähenden Industrien die Umsetzung der Produktentwicklung zu automatisieren – vom Design bis zur Produktion, incl. Schnitterstellung/Zuschnittoptimierung und all dies mit dem Plan für die Vermarktung zu vernetzen.
2) Welche Neuigkeiten auf diesem Sektor bewegen den Markt und versprechen deutliche Optimierungen in Produktentwicklung und im Herstellungsprozess?
Der Markt ist heute an durchgängigen, schlüsselfertigen Lösungen interessiert. Die unterschiedlichen Softwaresysteme sollen miteinander kommunizieren können, damit über die gesamte Kette vom Forecast übers Design und die optimierte Schnittgestaltung, Planung und Fertigung koordiniert gearbeitet werden kann.
3D ist das Thema, welches die Anwender jetzt aufgreifen. Damit kann die Passform optimiert, die Zahl der gefertigten Musterteile drastisch reduziert und insgesamt effizienter produziert werden. Es werden so höchste Qualitäts- und neueste Design-Kriterien umgesetzt. Es wird zu einem echten Paradigmenwechsel kommen, bei dem die Texprocess eine Schlüsselrolle spielt. 3D-Simulationen können für jede Art von Bekleidung sinnvoll sein – vom engsitzenden Yoga-Outfit über High Fashion bis hin zu PSA, wo die Bekleidungsphysiologie eine elementare Rolle spielt. Hierzu ist ein Umdenken nötig. Schulung und Training bilden einen Schlüssel für die erfolgreiche Anwendung insbesondere auch bei 3D-Systemen.
3) Was sind die wichtigsten Trends, um Nachhaltigkeit in Zuschnitt und Produktion zu fördern?
Die Produktentwicklung verbleibt in Deutschland bzw. in Europa. Weil heute Entwicklungs- und Produktionsstandort so weit auseinanderliegen, ist es besonders wichtig, schon im Vorfeld über optimierte Prototypen zu verfügen. Real time-Modell-Simulation gibt Aufschluss über die Passform, das Materialverhalten und andere Fertigungsgesichtspunkte.
Auch bei der Förderung der Nachhaltigkeit helfen Software-Lösungen, indem sie die Transparenz gewähren, Eingreifen möglich machen. Sie können zeigen, wo genau was passiert. Im Fachjargon heißt das „tracking“. Unsere Systeme sind „customizable“, d.h. dass der Kunden hinterlegt, über was er Aufschluss haben möchte, beispielsweise bestimmte Schadstoffe oder Materialien. Auch am Energie-Management wird gearbeitet. Zuschnitt ohne Folie durch intelligentes Vakuum lautet hier einer von zahlreichen Lösungsansätzen. Optimierte Materialnutzungsgrade weisen sowohl ôkonomischen wie ökologische Vorteile auf.