Euratex im Interview

Im Interview spricht Francesco Marchi, Director General EURATEX, über aktuelle Themen der europäischen Modeindustrie – und gibt Empfehlungen für mehr Branchenwachstum.

 

  • Wie ist Ihre Einschätzung des Marktes fürs kommende Jahr?

    Francesco Marchi, Director General EURATEX

    Francesco Marchi, Director General EURATEX

Der Ausblick auf 2015 für die europäische Modeindustrie ist vorsichtig positiv. Trotz des schwierigen dritten Quartals 2014 wegen Konsumflaute in Kombination mit Schwierigkeiten in Schlüsselmärkten wie Russland,stehen die Zeichen auf eine Verbesserung in diesem Jahr. Das trifft sowohl auf die Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie außerhalb der EU zu, für die die Erwartungen in den nächsten Monaten positiv sind, als auch auf die Bekleidungsindustrie innerhalb der EU – trotz zunehmender Konkurrenz durch Importe.

  • Was sind die wichtigsten Themen der Branche?

Die Krise von 2009 hat die Modeindustrie grundlegend verändert, sowohl im Hinblick auf die Produktion, als auch auf Vertrieb und Verbraucherverhalten. Tragödien wie die von Rana Plaza in Bangladesch haben das Thema Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt gerückt und Ineffizienzen aufgrund von schlecht ausgebildeten und häufig unzureichend ausgestatteten Arbeitern in Billiglohnländern aufgedeckt. Es zeigt sich zusehends, dass die Billig-Strategie auf lange Sicht keine Gewinner mehr hervorbringt. Sicherlich bereiten sinkende Orderzahlen, schmalere Margen und ständig kürzere Vorlaufzeiten der Industrie große Probleme. Gleichzeitig gibt es auf Vertriebsseite immer mehr Schlussverkäufe und Rabatte.

Ich glaube, dass die Menschen weniger und bessere Produkte wollen, während Händler ihr Heil in immer häufigeren Promotions suchen. Alle diese Faktoren machen der Modeindustrie das Leben schwer. Zudem reagieren die Märkte je nach Land und Vertriebskanälen immer unterschiedlicher.

Auf Basis dieser Analyse müssen europäische Unternehmen mehr investieren: sowohl in die Herstellung der Produkte, sie müssen die bestehende Produktion optimieren und ihre Logistik verbessern. Sie müssen neue Strategien entwickeln, um die Transparenz über die gesamte Wertschöpfungskette zu erhöhen. So können sie Produktionskosten besser kontrollieren, die Effizienz erhöhen und die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Akteure intensivieren. Schließlich sollten sie Multi-Channel-Marketing in Angriff nehmen, um ihre geschäftliche Entwicklung zu voranzutreiben.

  • Was erwarten Sie von der Texprocess 2015?

Wenn man mal betrachtet, in welchem Maße sich die Märkte seit der Texprocess 2013 weiterentwickelt haben, kann man hier zahlreiche neue Technologie-Trends entdecken und für sich bewerten.

Neben den Innovationen in den Segmenten Design, Cutting Room, CAD/CAM und Qualitätskontrolle bin ich gespannt auf neue Füge- und Klebetechnologien, auf nachhaltige Färbe-Technologien oder die Digitalisierung der Prozesse, um die gesamte Wertschöpfungskette vom Rohmaterial bis zum fertigen Produkt zu optimieren.

Außerdem rate ich Besuchern der Texprocess, sich auch auf der gleichzeitig stattfindenden Messe Techtextil umzusehen. Dort kann man die Fortschritte bei technischen Textilien geradezu erspüren. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Entwicklungen auf diesem Gebiet die Modewelt beeinflussen oder gar direkt übernommen werden und vice versa.

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