Entkopplung von Wachstum und Verbrauch
Die Zeit ist reif für Kreislaufwirtschaft. Nach allem, was auf der Texprocess zu sehen und zu hören war, ist Mecki Naschke von der Unternehmensberatung gsm Global Sustainable Management, mit ihrem Vortrag in bester Gesellschaft.
„Es gibt viele erste Schritte, aber die Entwicklungen geschehen sehr langsam“, sagt Naschke. Wie die Entkopplung von Wachstum und Verbrauch funktioniert, wissen die Marktakteure. Aber der Weg zu Materialien, die im Wirtschaftskreislauf bleiben, zur Nutzung bereits recycelter Materialen für die Herstellung und die Beschränkung von Schadstoffen und Abfällen auf ein Minimum ist lang und steinig. „Das Change-Management wird oft zu zögerlich angegangen. Manche Firmen sind auch einfach unsicher, ob und inwieweit die Nachfrage beim Kunden dafür gegeben ist.“
Wie kann die Bekleidungsindustrie kreislauffähig werden? Im ersten Schritt müssen Produkte erdacht und entworfen werden, „die sich im Prinzip bereits vom Design her selbst regenerieren und somit unerschöpflich sind“. Geringerer Material- und Energieeinsatz könnten Treiber dafür sein. Es sollten ausschließlich erneuerbare Ressourcen genutzt werden. Doch genau darin liegt auch die Schwierigkeit. „Die Lieferketten sind heute global verzweigt. Meist haben die Unternehmen nur begrenzten Einfluss auf ihre Lieferanten“, so Naschke.
Wer sich nicht über Materialalternativen und deren Ökobilanz informiert, kommt nicht voran. Es sollten nur ungiftige, nachhaltig hergestellte und recycelte Materialien eingesetzt werden. Bei der Produktion muss eine erhöhte Energieeffizienz das Ziel sein. Die Recyclingmöglichkeit der herzustellenden Produkte sollte unbedingt berücksichtigt werden. Sie müssen sortenrein bzw. leicht trennbar sein. Und: je langlebiger ein Produkt ist und je leichter es sich reparieren lässt, desto besser.
Denn aus den Bemühungen um Kreislaufwirtschaft ergeben sich auch handfeste Vorteile für Unternehmen. Sie reichen von Kostenersparnissen über die Erschließung neuer Märkte und Kunden bis hin zur Mitarbeiterbindung und dem Ruf, ein innovatives Unternehmen zu sein. Vaude, deutscher Hersteller von Outdoorbekleidung, betreibt etwa bereits seit fast 20 Jahren einen Second Hand-Shop für seine Waren. Auch H&M bietet seit 2013 die Rücknahme von Bekleidung an. Ikea befindet sich mit seinem Rückkaufprojekt für gebrauchte Möbel in der Pilotphase. Bei Patagonia und Nudie Jeans gehören Reparaturen zum Programm. Tchibo-Share verleiht Babybekleidung und OttoNow betreibt das Leasing von beispielsweise Elektronik. Alles (erste) Schritte in die richtige Richtung.