Die perfekte (Funk-)Welle/Effizienz und Transparenz
Gerry Weber macht’s, Adidas und C&A auch! Sie – und mittlerweile einige andere – setzen auf RFID-Technologie. Was die kann, gleicht einer Zauberformel: Prozesseffizienz und Bestandstransparenz verbessern, Wartezeiten verkürzen und Waren sichern. Die Radio Frequency Identification oder zu deutsch Objektidentifikation mit Hilfe von Funkwellen scheint auf allen Ebenen Vorteile zu bringen. Es beginnt bei der Herstellung, reicht über die Logistik bis hin zum Handel bzw. und Kunden, den die aktuellere Verfügbarkeit zufriedener machen soll.
Modekonzerne wie Gerry Weber oder Adidas arbeiten direkt von Beginn der Wertschöpfungskette mit textilen RFID-Etiketten. Sie werden früh in der Herstellung eines Kleidungsstück gleichzeitig mit den Pflegeetiketten bedruckt bzw. mit Informationen aus der Produktionsdatenbank programmiert. Gleichzeitig senden sie ihre Daten als Basis für die spätere Identifikation und Verfolgbarkeit an eine zentrale Stelle weiter.
Doch bevor dieser Prozess zu Transparenz und mehr Effizienz starten kann, bedarf es einer sogenannten Nachverfolgungssoftware auf den entsprechenden Rechnern in den Produktionsstätten, Logistikzentren und Geschäften. Der RFID-Microchip kann in das Bekleidungsteil eingenäht oder ins Pflegeetikett integriert werden. So überlebt er auch mühelos ein oder mehrere Waschvorgänge.
Ganze Paletten können erfasst werden
Warenein- und ausgänge können einfacher und schneller abgewickelt werden. Es wird sofort sichtbar, was sich gut verkauft. Es kann rechtzeitig nachgeordert werden, so dass sich Engpässe vermeiden lassen. Jahresend-Inventuren werden überflüssig, der Warenbestand lässt sich mit Hilfe der Funk-Tags jederzeit fehlerfrei ermitteln. Man braucht noch nicht einmal Sichtkontakt zum Produkt, sondern kann den Inhalt einer Palette mit geschlossenen Kartons blitzschnell elektronisch erfassen und ins System einspeisen.
Schließlich ist über den RFID-Chips auch die Warensicherung möglich. Die Kleidung verfügt automatisch über eine Sicherheitseinrichtung. Das Etikett wird beim Bezahlen ausgebucht. Einmal in Verbraucherhand, kann die RFID-Einheit, die vom Informationsteil deutlich abgesetzt ist, herausgeschnitten werden. RFID ermöglicht außerdem die Identifizierung und Stärkung der Marke. Ob echtes Designer-Produkt oder Plagiat – das lässt sich so leicht nachweisen.
Investitionen, die sich rasch auszahlen
Bei Gerry Weber beispielsweise werden rund 26 Millionen Kleidungsstücke jährlich mit RFID-Etiketten versehen. Für die Installation der Gesamtlösung investierte der Modekonzern mit Sitz in Halle/Westfalen über fünf Jahre hinweg 2,7 Millionen Euro. Die Adler Modemärkte AG hat dem Fachmagazin RFID im Blick von Mai 2014 zufolge insgesamt 8 Millionen Euro investiert, rechnet mit einer Amortisation aber bereits in diesem Jahr und zusätzlich mit einer Verbesserung des Ebitda von bis zu Euro 4,5 Millionen.
Doch vorsichtig: Was des einen Nutzen, könnte des anderen „Leid“ bedeuten. Gerry Weber, Adidas und Co. profitieren eindeutig von der RFID-Technologie. Ebenso beispielsweise die Wiener Feuerwehr, die für das vereinfachte Handling des Wasch-, Pflege- und Reparatur-Services fest eingenähte Chips in den neu eingeführten Schutzanzügen nutzt. Vergisst man als „normaler“ Kunde aber, das Etikett nach dem Kauf beispielweise aus dem coolen Weltmeister-Trikot zu entfernen, könnte man theoretisch überall im Vorbeigehen „ausgelesen“ werden. Denn schließlich funktionieren auch etliche elektronische Schließ- oder Bezahlsysteme lediglich über Funkkontakt. Fragen nach dem Datenschutz werden die Nutzer in der Industrie sicher immer wieder beantworten müssen.
Bild: Mit dem Reader können Daten leicht gescannt werden. Quelle: Adler Modemärkte