Die facettenreiche Welt der Textiltechnik
Ist die Sprache von Berufen in der Textilbranche, assoziieren die meisten sofort ganz bestimmte Berufsbilder damit: das Schneiderhandwerk beispielsweise, oder auch die klassische Ausbildung im Handel. Aber Textilien haben viel mehr zu bieten als das.
Die textiltechnische Richtung, wie das Arbeiten im Labor, in der Produktveredelung oder in der Produktionsmechanik, stößt immer häufiger auch bei Frauen auf großes Interesse. Im Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik der Hochschule Niederrhein sind bereits 80 Prozent der Studierenden weiblich. Viele von ihnen beginnen, inspiriert von Mode oder weil sie schon einmal im Handel gejobbt haben, ein Studium zum Textil- oder Bekleidungsingenieur. Während die männlichen Studierenden meist von Anfang an technikaffin sind, entdecken die Frauen ihre Begeisterung für die technische Seite dieser Branche erst etwas später. „Im privaten Alltag oder in der Schule kommen die meisten jungen Menschen in der Regel nur über Bekleidung oder Heimtextilien mit der textilen Wertschöpfungskette in Berührung“, sagt Professor Dr. Ing. Maike Rabe. „Erst im Studium lernt man die ganze Vielfalt der Branche kennen.“
Schon ab der ersten Woche beginnen die Studierenden zu verstehen, was sich alles hinter dieser Wertschöpfungskette verbirgt. Der enge Kontakt zu Unternehmen durch verschiedene Projekte und Praktika erweitert den Horizont der Studierenden zusätzlich. Zum Ende des Studiums verfestigen sich die Ideen und Vorstellungen, welche Tätigkeit man sich für das spätere Berufsleben vorstellen kann. Die Perspektive, eine Anstellung in einem Produktionsbetrieb in Deutschland zu finden, ist bei Berufen mit technischer Prägung sehr gut. „Spätestens seit Bologna hat sich der Fokus der Fachhochschulen verschoben. Neben der Lehre gewann die anwendungsorientierte Forschung extrem an Bedeutung. Wir stehen nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern weltweit mit Unternehmen in Kontakt“, sagt Rabe. „Sie wenden sich mit Fragestellungen an uns. Es kommt auch umgekehrt vor, dass wir den Firmen Ideen präsentieren.“
Als Partner der Wirtschaft passt die Hochschule Niederrhein ihre Studienmodelle kontinuierlich an neue wirtschaftliche und natürlich auch technische Entwicklungen und den Bedarf der Unternehmen an. In den Laboratorien und Werkstätten der Hochschule erhalten die Studierenden eine wissenschaftliche, praxisorientierte Qualifizierung, die durch Projekte sowie Abschlussarbeiten bei den Wirtschaftspartnern ergänzt wird. Der Praxisbezug des Studiums trägt wesentlich dazu bei, dass die Studierenden neue Ansätze entwickeln und motiviert sind, sich vielleicht auch für eine andere Richtung, als die ursprünglich angedachte, zu entscheiden.
Nach dem Studium geht es dann meist sehr schnell. „Spätestens nach zwei, drei Monaten haben die Absolventen einen Job mit guter Bezahlung gefunden“, so die Erfahrung von Maike Rabe. Rund ein Drittel aller Studierenden haben bereits zum Ende des Studiums eine Beschäftigung. Das können die unterschiedlichsten Stellen in den unterschiedlichsten Unternehmen sein: Qualitätsprüfer, Entwickler, Produktionsleiter, Designer, Einkäufer, Produktmanager, Supply-Chain- oder Marketingmanager werden überall gesucht. Bei ihrer Berufswahl orientieren sich die jungen Textil- und Bekleidungsingenieure sehr selbständig. Einige bleiben in Deutschland, viele sind bestrebt, ins Ausland zu gehen. Sie wollen Erfahrungen sammeln und ihre Sprachkenntnisse weiter ausbauen. Geographisch orientiert man sich dazu an den wichtigen Fertigungs- und Handelszentren weltweit.